Eine gesunde Ernährung ist für die Gesundheit deines Meerschweinchens besonders wichtig. Die kleinen Haustiere sind dabei von Natur aus Anhänger von Grünfutter und natürlich belassenen Zutaten.
[mwm-aal-display]Für eine gesunde und ausgewogene Meerschweinchen-Ernährung benötigst du vor allen Dingen Futter, das die Meerschweinchen auch in ihrem natürlichen Lebensraum bevorzugen würden. Zwar unterscheiden sich unsere Hausmeerschweinchen von ihren „wilden Verwandten“, die in Teilen Südamerikas heimisch sind. Allerdings benötigen sie die gleiche Nährstoffzusammensetzung und regelmäßig artgerechtes Futter, damit das sensible Verdauungssystem funktioniert.
Der natürliche Speiseplan der Meerschweinchen besteht vorzugsweise aus Gräsern, wird allerdings durch die unterschiedlichsten Kräuter, Pflanzen und anderen natürlichen Bestandteile ergänzt. Aufgrund der besonderen Struktur und Funktionalität des Magen- und Darmtraktes müssen Meerschweinchen ständig essen. Nur durch eine stetige, über den Tag verteilte Nahrungsaufnahme, können sie ihre Gesundheit für eine möglichst lange Zeit erhalten.
Aber nicht nur die Verdauung, sondern auch die Zähne der Meerschweinchen müssen ständig beschäftigt werden. Denn anders als bei uns wachsen die Zähne deines Meerschweinchens ständig weiter. Der dadurch notwendige Abrieb der Zähne muss somit durch die Ernährung gewährleistet werden.
Grünfutter: Gras- und Wiesenfutter als elementarer Bestandteil
Grünfutter ist in der Meerschweinchen-Ernährung ein elementarer Bestandteil. In der Natur essen diese kleinen Nager vorzugsweise Grünfutter. Dazu zählen hierzulande zum Beispiel:
- Gräser
- Löwenzahn
- Kamille
- Spitzwegerich
- Sauerampfer
- Brennnessel
Alle Grünpflanzen, die auf einer natürlichen Wiese wachsen, sind als Kost bestens geeignet. In diesem Grünfutter sind nahezu alle lebenswichtigen Nahrungsbestandteile enthalten. Dazu zählen insbesondere Vitamin C und ein hoher Anteil an Rohfasern und Kieselsäure. Vitamin C können Meerschweinchen allerdings nicht im Körper speichern, wodurch es ihnen ständig über die Nahrung gegeben werden muss. Rohfaser sorgt hingegen für eine gesunde Verdauung und Kieselsäure unterstützt die Abnutzung der Zähne auf natürliche Weise.
Grünfutter kann in den wärmeren Jahreszeiten häufig frisch gepflückt werden. Jedoch hat nicht jeder Halter die Möglichkeit, das Futter selbst zu ernten und auch im Winter besteht diese Option nicht mehr. Deshalb kann als eine gute Alternative auch Heu gereicht werden. In diesen getrockneten Gräsern sind alle wichtigen Bestandteile enthalten. Heu kann als Hauptnahrungsmittel das ganze Jahr über gefüttert werden. Selbst wenn frisches Grünfutter zur Verfügung steht, bietet es sich an, dem Meerschweinchen täglich Heu zu geben.
Zweige, Kerne und Samen als gesunde Ergänzung
Ergänzend zum Grünfutter kannst du deinem Meerschweinchen regelmäßig Zweige geben. Von vielen Strauch- und Baumarten sind die Zweige mitsamt den Blüten und Blättern als gesunder Knabberspaß gut geeignet. Das Nagen der Zweige wirkt sich nicht nur gesund auf die Zahn- und Zahnfleischgesundheit aus, sondern darin sind auch viele wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe sowie Mineralien enthalten. Infrage kommen beispielsweise die Zweige folgender Sträucher und Bäume:
- Apfelbaum
- Birnenbaum
- Haselnussstrauch
- Johannisbeerstrauch
Andere Zweige, wie zum Beispiel von der Erle, Buche, Kiefer oder Linde, sollten aufgrund der Inhaltsstoffe nur in geringen Mengen gegeben werden. Die infrage kommenden Zweige können frisch oder auch getrocknet verfüttert werden.
Eine weitere Ergänzung des Speiseplans für deinen Nager können Kerne und Samen darstellen. Sie sind reich an Fetten sowie Proteinen und können helfen, einen Mangel dieser Substanzen auszugleichen. Das ist häufig dann der Fall, wenn das Futter nicht besonders reich an Ähren und Sämereien ist.
Ein Mangel kann sich zudem an einigen gesundheitlichen Beschwerden bemerkbar machen, beispielsweise an häufiger Verstopfung, an Lippengrind oder trockener Haut. Das Fell kann durch einen bestehenden Fettsäuremangel zudem schnell struppig aussehen oder es tritt stellenweise ein Fellverlust ein. Bei Mangelerscheinungen können beispielsweise Sonnenblumenkerne helfen. Bereits ein halber Teelöffel dieser Kerne reicht aus, um einem Mangel entgegenzuwirken.
Zu den weiteren Samen, die für Meerschweinchen geeignet sind, zählen beispielsweise Samen von:
- Gräsern wie Weidelgras, Kammgras oder Knaulgras
- Fenchel
- Leinsamen
- Löwenzahn
- Bockshornklee
Ein Teelöffel je Woche dieser und weiterer Sämereien reicht in der Regel aus, um einem Mangel vorzubeugen.
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Wasser
Zu einer gesunden und natürlichen Meerschweinchen-Ernährung zählt natürlich auch Wasser. Erhält dein Tier viel Saftfutter, dann wird es vielleicht nur wenig oder teilweise überhaupt kein zusätzliches Wasser trinken. Dennoch solltest du es deinem Nager bereitstellen.
Als Wasser kommt reguläres Leitungswasser infrage. Insbesondere weiches oder mittelweiches Leitungswasser kann in Deutschland aufgrund der strengen Kontrollen in der Regel bedenkenlos gegeben werden. Selbst hartes Wasser können gesunde Meerschweinchen vertragen. Vorausgesetzt ist dabei natürlich, dass auch durch die Leitungen und der Hausanschluss keine Schadstoffe in das Wasser abgeben werden.
Getrocknete Kräuter und Heu selbst herstellen
Kräuter und Heu können fertig gekauft werden, sie lassen sich aber auch leicht selbst herstellen. Gesundes Heu setzt sich aus verschiedenen Gräsern sowie Kräutern zusammen und trägt damit zu einer ausgewogenen Ernährung bei. Es besteht im Idealfall aus verschiedenen Süßgräsern, kleeartigen Pflanzen sowie aus Kräutern.
Als Süßgräser kommen zum Beispiel Weidelgras, Wiesenripse, Knaulgras und einige weitere Sorten infrage. Zu den kleeartigen Pflanzen zählen unter anderem Rotklee und Luzerne. Durch Kräuter wie Löwenzahn, Brennnessel und Wegerich erhält das Heu weitere gesunde Zutaten. Ergänzt wird die Mischung durch verschiedene Blüten, beispielsweise von Korn- oder Ringelblumen.
Um die Mischung haltbar zu machen, lassen sich alle Zusätze schonend trocknen. Dies kann bei Sonne im Freien geschehen oder auch im Umluftofen. Im Freien kann das Heu zum Beispiel auf einem Wäscheständer getrocknet werden. Durch einen Bettbezug kann sichergestellt werden, dass selbst feines Heu nicht herunterfällt.
Bei größeren Mengen können auch mehrere Holzrahmen mit Volierendraht bespannt werden. Es dauert in der Regel ein bis zwei Wochen, bis das Heu verfüttert bzw. gelagert werden kann.
Als Alternative lässt sich das Heu bei kleineren Mengen im Umluftofen trocknen. Bei etwa 50 Grad reichen drei bis vier Stunden aus, bis die Feuchtigkeit aus dem Grünfutter gewichen ist.
Das selbst hergestellte Heu muss trocken und dunkel gelagert werden. Die Restfeuchte muss bei der Lagerung entweichen können, damit sich Schimmel erst gar nicht bilden kann. Gelagert werden kann das Heu zum Beispiel in gut belüfteten Holzkisten, in alten Pappkartons oder auch in Baumwoll-Kissenbezügen. Auch Wäschetonnen aus Stoff oder Jutesäcke sind für die Lagerung gut geeignet.
Saftfutter wie Obst und Gemüse als Ergänzung des Speiseplans
In ihrem natürlichen Lebensraum steht Meerschweinchen ein reichhaltiges Angebot an frischem Grünfutter zur Verfügung. Dies ist bei uns jedoch nicht immer gegeben.
Zugleich setzt sich das Grünfutter hierzulande anders zusammen, als es im natürlichen Lebensraum der Meerschweinchen der Fall ist. Häufig fehlen den Gräsern und Kräutern hohe Anteile an Vitaminen und Mineralien. Um einem Mangel entgegenzuwirken, ist es sinnvoll die Meerschweinchen-Ernährung um Saftfutter zu ergänzen. Zu Saftfutter zählen Obst- und Gemüsesorten. Geeignet sind zum Beispiel:
- Gurke
- Möhren
- Broccoli
- Römersalat
- Steckrübe
- Äpfel ohne Kerne
- Erdbeeren
- rote Tomaten, ohne grüne Stellen
Saftfutter sollte allerdings nur als Ergänzung angesehen werden. Gemüse können Meerschweinchen mehrmals täglich erhalten, Obst ist hingegen eine kleine Leckerei für zwischendurch.
Trockenfutter und Zusätze
Wird ein Meerschweinchen ausgewogen ernährt, benötigst du keine zusätzlichen Fertigfuttermittel wie Trockenfutter oder Pellets. In manchen Fällen kann die Gabe von zusätzlichem Trockenfutter jedoch sinnvoll sein. Das ist insbesondere bei Zuchttieren oder erkrankten Tieren der Fall. Auch bei einer Winterkaltstallhaltung wird häufig zusätzliches Kraftfutter benötigt. Bei der Zusammensetzung kommt es stets auf die individuellen Bedürfnisse des Tieres an. Grundsätzlich kann aber gesagt werden, dass Zusätze im Futter, wie beispielsweise zu viel Stärke, Zucker oder Fett schwer verdaulich sind. Sie sollten im Futtermittel somit nur in geringen Maßen vorkommen.
Darüber hinaus werden für Meerschweinchen noch zahlreiche Zusätze wie Salzlecksteine, Vitaminpräparate oder Kalksteine angeboten. Bei einer ausgewogenen Ernährung sind diese Zusätze in der Regel nicht erforderlich. Im Einzelfall ist die zusätzliche Gabe allerdings angeraten, beispielsweise bei erkrankten Tieren. In Absprache mit dem Tierarzt kannst du dein Meerschweinchen auch in diesen Zeiten mit allen notwendigen Vitaminen und Mineralstoffen versorgen.
Leckerchen für Zwischendurch
Dein Meerschweinchen kann zusätzlich zu seiner Ernährung auch ab und zu ein Leckerchen erhalten. Vorausgesetzt ist dabei, dass dein Tier gesund ist und nicht unter Übergewicht leidet. Geeignet sind zum Beispiel Sonnenblumenkerne ohne Schale und Erbsenflocken. Dabei sollte es aufgrund der reichhaltigen Inhaltsstoffe nicht mehr als ein Sonnenblumenkern oder eine Erbsenflocke am Tag sein.
Auch Trockengemüse kann in sehr kleinen Mengen als Leckerchen dienen. Um den Magen der Tiere nicht zu stark zu belasten, sollte Trockengemüse jedoch nur im Ausnahmefall gegeben werden. Anders als Trockengemüse ist Trockenobst kein geeignetes Leckerchen, denn das Obst enthält viel Zucker.
Zu den weiteren möglichen Leckerchen zählen Mini-Heuballen. Sie werden häufig als Heu-Baguettes oder kleine Heuklötzchen angeboten. Dabei handelt es sich um gepresstes Heu, mit dem sich die kleinen Nager lange beschäftigen können. Damit dein Meerschweinchen tatsächlich daran nagt, ist es wichtig, dass die Mini-Heuballen nicht zu klein sind. Sie sollten von deinem Tier nicht im Ganzen in den Mund genommen werden können.
Drüber hinaus gibt es im Handel noch eine ganze Reihe der unterschiedlichsten Leckerchen für Nager. Beim Kauf solltest du darauf achten, dass die Mittel nicht zu viel Zucker oder Stärke enthalten. Diese Substanzen, wie sie zum Beispiel in Getreide, Honig oder Melasse vorkommen, sind für Meerschweinchen nicht gut geeignet. Ebenfalls ungeeignet sind Nahrungsmittel und Süßigkeiten von Menschen, wie beispielsweise Brot, Kekse, Nudeln, Salzstangen und vieles mehr.
Futter ständig bereitstellen
Dein Meerschweinchen sollte den ganzen Tag über Zugang zu Futter und Wasser haben. Das betrifft insbesondere Heu und Wasser.
Dabei sollte das Futter täglich gewechselt werden. Auch wenn noch Heu und anderes Futter vorhanden sind, so muss es dennoch täglich gegen neues Futtermittel ausgetauscht werden. Wie auch in der Natur möchten die kleinen Nager nämlich ihre Nahrung selektieren. Dadurch kann sichergestellt werden, dass minderwertige Bestandteile im Futter nicht gegessen werden. Durch dieses natürliche Selektionsverhalten kann es passieren, dass dein Meerschweinchen regelmäßig die Hälfte vom Futter liegen lässt.
Bei Obst und Gemüse kannst du den Bedarf leicht anpassen, bei Heu ist es aber durchaus üblich, dass selbst größere Mengen verschmäht werden und somit entsorgt werden müssen.
Unverträglichkeiten und Giftstoffe
Nicht alle Pflanzen sind für die Meerschweinchen-Ernährung gut geeignet. Einige können die Nager nicht vertragen und lösen Beschwerden aus. Andere Pflanzen sind sogar giftig und können nach dem Verzehr zu teils lebensbedrohlichen Zuständen führen. Häufig sind es Substanzen wie Oxalsäure, Solanin, Nitrat und Blausäure in den Pflanzen, die dazu führen, dass sie nicht oder nur in geringen Maßen von Meerschweinchen vertragen werden. Dies trifft auch auf Pflanzen mit ätherischen Ölen, Gerbsäure oder auf gespritzte Pflanzen wie Weihnachtsbäume zu.
In der Natur selektieren Meerschweinchen unverträgliche und giftige Pflanzen und Pflanzenbestandteile in der Regel aus. Auch bei uns können sie bei ausreichendem Futterangebot auswählen. Um Komplikationen zu vermeiden, solltest du die Gefahren jedoch kennen.
Folgende Pflanzen sind giftig und sollten deshalb nicht in der Ernährung von Meerschweinchen vorkommen:
- Alpenveilchen
- einige Avocadosorten
- Bärlauch
- Bohnen
- Buchsbaum
- Eibe
- Farne
- Ginster
- Holunder
- Kirschlorbeer
- Maiglöckchen
- Speisezwiebeln
- Triebe und Grünstellen von Kartoffeln
- Tollkirsche
- Zypresse
- weitere Pflanzen
Andere Pflanzen werden von Meerschweinchen nicht vertragen. Die Unverträglichkeitsreaktionen werden in manchen Fällen nur beim Verzehr großer Mengen hervorgerufen. Da folgende Pflanzen jedoch nicht vertragen werden und zugleich keinen Nutzen in der Meerschweinchen-Ernährung haben, kannst du vollständig auf sie verzichten:
- Zwiebelpflanzen
- Hülsenfrüchte
- Radieschen
- Rhabarber
- Steinobst wie beispielsweise Pflaumen, Kirschen und Nektarinen
- unreife Avocados, einige sind giftig
- viele weitere Pflanzen
Die Aufzählung der nicht verträglichen und giftigen Pflanzen ist keineswegs vollständig. Im Zweifel kannst du dich an deinen Tierarzt wenden.
Fazit
Mit natürlichem Grün- und Saftfutter kannst du dein Meerschweinchen ausgewogen und gesund ernähren. Dabei muss das Futter nicht viel kosten, denn es lässt sich oftmals selbst pflücken oder herstellen. Allerdings ist bei der Zusammensetzung stets darauf zu achten, dass nicht alle Pflanzen für deinen Nager gut geeignet sind. Deshalb solltest du vor der Gabe stets prüfen, ob die jeweilige Pflanze tatsächlich als Futtermittel für ein Meerschweinchen geeignet ist.